Runde Ecken, weiche Kanten

Eine geschwungene Treppe führt die Besucher:innen sanft in das Obergeschoss.
Weder scharfkantige Ecken noch harte Schatten begegnen Ihnen auf diesem Weg, sondern weiche, sanft geformte Elemente.

Je nach Tageszeit verstärkt der natürliche Lichteinfall durch sein Schattenspiel die weiche Formsprache und erzeugt unentwegt unterschiedliche Raumstimmungen.
Wie eine raumgreifende Skulptur verbindet die organisch anmutende Treppenkonstruktion die drei Geschosse.

Runde, organische Formen wirken auf den Menschen ansprechend und harmonisch, da diese auch in der Natur häufig vorkommen.

Am Beispiel der Hohlkehle wird dieses Prinzip besonders greifbar. Die Hohlkehle dient als Übergang von der Wand zur Decke, wie er im Wiener Altbau häufig vorkommt. In Form eines Viertelkreises schafft sie einen sanften Übergang zwischen den vertikalen und den horizontalen Flächen. Wand und Decke verbinden sich dadurch zu einer durchgängigen Oberfläche, die den Raum großzügiger und eleganter wirken lässt.

Auch abgerundete Ecken von Wänden oder Möbeln schaffen ein weiches, fließendes Raumgefüge und Raumgefühl. Dieser Eingriff verleiht besonders kleineren Räumen eine ungeahnte offene Raumwirkung. Abgerundete Ecken führen sanft in den nächsten Raum und machen auch den etwaigen Körperkontakt deutlich freundlicher als mit einer spitzen Ecke oder einer unerwarteten Kante.

Eine Architekturepoche, die überaus reich an runden Formen war, ist der Jugendstil (ca.1890 – 1910).
Fließende, geschwungene Linien und Ornamente, die von Naturelementen wie Pflanzen, Blumen und Reben inspiriert waren prägten das Erscheinungsbild des Jugendstils.
Eines der beeindruckendsten Beispiele dieser Epoche ist die Aasa Batllló in Barcelona, geplant von Antonio Gaudi sowie die Maison Saint Cyr, von Gustave Strauwen in Brüssel

Als herausragende Beispiele zeitgenössischer Architektur sind das Guggenheim Museum in New York von Frank Lloyd Wright mit seinem spiralförmigen Zentralbau sowie das von dem großartigen Architekten Oscar Niemeyer entworfene Museu de Arte Contemporânea de Niterói in Brasilien mit seinem futuristischen Erscheinungsbild zu nennen.

Heutzutage ist die Herstellung runder Formen in der Architektur leider nur unter erschwerten Bedingungen realisierbar. Oftmals fehlt es an technischem Know-how oder die aufwändige Produktion von runden Formen und den dadurch entstehenden höheren Kosten verhindern dies.

Trotzdem versuchen wir – dort wo es architektonisch sinnvoll ist und somit einen Mehrwert für die Bewohner:innen darstellt – organische Formen in unsere Entwürfe zu integrieren.
Denn es sind oft kleine Details, die einem Innenraum eine einmalige Atmosphäre und Charakter verleihen an denen sich die Bewohner:innen täglich aufs Neue erfreuen.

Planung & Fotos: junger_beer architektur / wien

Wendeltreppe vom Architekten
Treppe Architekt
Innentreppe vom Architekten
Stiegenaufgang Villa
Ansicht Stiegenaufgang

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