Doppelter Genuss: Sanierung UND Zubau

Manchmal gilt es sich zu entscheiden. Aber: die Sorge vor der sogenannten falschen Wahl kann unruhige Nächte bereiten. WAS-WENN und ENTWEDER-ODER Grübeleien führen uns in gedankliche Szenarien, in denen ein falscher Schritt unser Leben und unsere Umgebung dauerhaft prägt. Doch: es gibt auch Momente, in denen die Wahl nicht zwischen einem ENTWEDER – ODER liegt, sondern ein SOWOHL- ALS-AUCH auf der Wunschliste der Bauherrin leuchtet. Und DAS gefällt uns! In unserer Büro Laufbahn haben wir bemerkt, dass diese Anfrage vor allem dann ihren Weg zu uns findet, wenn die Sanierung historischer Bauten mit einem zeitgenössischen Zubau ergänzt werden soll.

Schützen und bewahren

Welche Elemente sollen bewahrt, vielleicht sogar beton werden?
Und wie kann eine stimmige Harmonie zwischen Altbestand und zeitgenössischer Architektursprache erzielt werden? Eine anspruchsvolle Herausforderung, denn es gilt den historischen Charme zu erhalten und gleichzeitig moderne Elemente zu integrieren. Diese sollen gleichwohl die Bedürfnisse der Kund*innen und die gegenwärtigen, technischen Ansprüche erfüllen. Bei unserem kürzlich abgeschlossenen Projekt HAUS Z standen wir vor genau dieser komplexen Aufgabe: die Sanierung einer historischen Villa aus dem Jahre 1936 und deren Erweiterung durch einen zeitgenössischen Anbau aus unserer Feder.

Transformation

Die Besitzerin hatte den Wunsch, die Essenz des fast hundert Jahre alten Gebäudes, das bereits mehrere Umbauten erfahren hat, herauszuarbeiten und durch einen zeitgenössischen Anbau zu erweitern. Die Gebäudetechnik musste selbstverständlich den heutigen Anforderungen angepasst werden.

Elemente der lokalen Architektursprache als Inspirationsquelle

Durch die Integration spezifischer Elemente der malerischen Landschaft nahe Baden bei Wien gelang es uns, die scheinbaren Gegensätze auf eine spannende und elegante Weise zu vereinen. Durch die Verwendung der traditionellen Deckleistenschalung, die an die wunderschönen Badehäuser der Region erinnert, insbesondere das Thermalbad Bad Fischau, gelang es uns Alt und Neu in einem feinsinnigen und innovativen Konzept zu verbinden. Dunkelgrüne Fichtenholzbretter wechseln sich mit rosafarbenen Holzlatten ab und bilden das fröhliche Holzkleid des Zubaus. Diese Farbkombination verbindet die traditionell klassische Farbe Dunkelgrün als Holzschutzanstrich bei Holzvorbauten und ein zartes Rosa, das die Blüten der regionalen Pflanzenwelt aufgreift. Diese harmonische Verbindung von romantischer Eleganz und moderner Klarheit verleiht dem Anwesen einen einzigartigen Charakter, der sowohl in der Villa selbst als auch in der umliegenden Landschaft Widerhall findet.

Räumliche Neuausrichtung des Gebäudes:

Das Hauptaugenmerk des Innenraumentwurfs lag in der Gestaltung eines fließenden, offenen Raumerlebnisses. Die Erdgeschosszone des Altbestandes wurde komplett entkernt und die Raumhöhe des zur Küche hin angrenzenden Wohnbereichs wurde verdoppelt. Durch den Abbruch der Decke in diesem Teil entsteht ein luftiges Raumgefühl, das Gäste und Besucher:innen aufgrund seiner räumliche Großzügigkeit immer wieder überrascht und beeindruckt. Als Kontrast zur schlichten Küche steht hier ein außergewöhnlicher Kachelofen – geplant und ausgeführt von der Firma Rogmans – der mit handgefertigten Raku-Fliesen der Firma Karak als visueller Ankerpunkt Ruhe und Behaglichkeit verströmt. Wohnen, Kochen und Essen gehen subtil ineinander über, die unterschiedlichen Raumstimmungen greifen harmonisch ineinander. Der Kochbereich bildet mit dem angrenzenden luftigen Wohnbereich das kommunikative Zentrum des Hauses. Der vollverglaste Essbereich schafft einen nahtlosen Übergang zur Terrasse und damit einen direkten Zugang zum Garten. Holzjalousien ermöglichen bei Bedarf Sonnen- und Blickschutz auf Knopfdruck.
Das Erdgeschoss ist räumlich mit Obergeschoss durch eine zweistöckige Galerie verbunden. Diese führt zu behaglichen Rückzugs- und Arbeitsbereichen sowie zu den privaten Schlafzimmern mit eigener Terrasse. Das ausgebaute Dachgeschoß beherbergt eine Wellnessoase und bietet einen Fernblick über die Dächer der malerischen Landschaft.

Gelungene Verwandlung

Die Außenhülle des historischen Gebäudes wurde grundlegend saniert, die alten Holzkastenfenster durch neue Holzkastenfenster mit Isolierverglasung ersetzt. Die großzügigen Fensterportale des Anbaus wurden mit schmalen, brünierten Stahlrahmenprofilen und einer 3-fach Verglasung ausgeführt. Die Grazilität dieser Fensterprofile unterstreicht das reduzierte Erscheinungsbild des Neubaus. Die historische Villa mit ihrer Putzfassade, den Holzkastenfenstern, einem Erker und Balkon sowie einem Walmdach mit Ziegeldeckung und Kupferverblechung wurde um einen klar ablesbaren kubischen Anbau erweitert.

Bauphysikalischen und technischen Sanierung

Der Anbau trägt dem Wunsch nach Ressourcenschonung und dem Einsatz von ökologischen Materialien Rechnung und wurde in Massivholzplattenbauweise umgesetzt. Der gesamte Altbestand wurde trockengelegt. Um die historische Fassade zu erhalten, verzichteten wir auf eine Außendämmung. Stattdessen verkleideten wir alle Außenwände des Bestands auf der Innenseite mit 10 cm starken Kalziumsilikat-Dämmplatten. Die alten Holzkastenfenster tauschten wir gegen neue Holzkastenfenster mit Isolierverglasung aus. Das Dach erhielt eine 30 cm starke Dämmung, und zusätzliche Licht- und Ausblicke entstanden durch den Einbau von Dachflächenfenstern. Die alte Ölheizung wurde durch eine Sole-Wärmepumpe mit Tiefenbohrungen ersetzt. Und natürlich modernisierten wir die gesamte Elektrik zu einem Smart-Home-System.

Planung: junger_beer architektur / wien
Fotos: Hertha Hurnaus

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