Frischer Wind im herrschaftlichen Altbau

Ein Baujuwel aus dem 18. Jahrhundert erfährt in Wien Währing aktuell eine behutsame Frischzellenkur. Die charmante Villa in prominenter Lage ist voller Zu- und Einbauten, die von einem veränderten Hygieneverständnis, sich wandelnden Nutzer*innenverhalten und einem historischen Alltag mit Dienstpersonal erzählen. Kleine Raumzellen, die als Badezimmer oder Küche dienen, wurden nach und nach eingebaut um sich in den drei Wohnebenen zunehmend selbst versorgen zu können. Obwohl dadurch die Funktionalität des Hauses nachhaltig aufgewertet wurde, hat die ursprüngliche Großzügigkeit des Gebäudes einiges an ihrer Wirkung einbüßen müssen. Deshalb schafft Junger Beer Architektur nun durch eine ganzheitliche Sanierung dieses Ausnahmeobjektes ein Umfeld, das nicht nur den Ansprüchen des heutigen Lebens entspricht, sondern zudem auch dem Ursprungsgedanken des Hauses wieder Ausdruck verleiht.

Nachhaltige Veränderung durch präzise Eingriffe

In einem ersten Schritt der Sanierung werden die eindrucksvollen Räumlichkeiten wieder von den eingebauten Raumzellen befreit. Neu geschaffene Durchbrüche bilden zwischen Küche, Esszimmer und Wohnzimmer eine Enfilade aus. Dies ist eine theatralisch inszenierte Raumabfolge, die als beliebtes Stilmittel aus dem barocken Schlossbau im 18. Jahrhundert auch gerne bei bescheideneren Herrenhäusern und Stadtpalais imitiert wurde. Treppenanlagen an Ost- und Westseite verbinden den zusammenhängenden Wohnraum mit dem romantisch verwachsenen Garten. Hundertjährige Rosskastanien bieten einen grünen Horizont und spenden in den Sommermonaten Schatten. Um diesen unverbaubaren Ausblick auch im Inneren genießen zu können, wird das Esszimmer vom Boden bis zur Decke verglast wodurch neue Sichtverbindungen quer durch die gesamte Wohnebene geschaffen werden. Das Konzept eines offenen, freien Wohngefühls spiegelt sich insbesondere in der entspannten Materialpalette im Innenraum wider.

Innenarchitektur mit Bewusstsein und Gespür

Ein kräftiger Eichen-Chevronparkett, eine zeitgenössische Variante des bekannten Fischgrätparkettes, erstreckt sich über das komplette Erdgeschoß und gibt diesem optisch Halt. Der Sockelbereich wird von einem architektonischen Element gebildet, das ursprünglich dazu diente, kühle Außenwände im Winter behaglicher zu machen. Die „Lambris“, im Wiener Sprachraum auch oft als „Lamperie“ bezeichnet, ist eine Holzverkleidung, die im Sockelbereich der Wand aufgebracht wird, um Altbauräumen mehr Gemütlichkeit zu verleihen. Nach oben hin löst sich der Raum in hellen Weißtönen auf, die die außergewöhnlichen Raumhöhen als Besonderheit des Bestandsgebäudes noch weiter intensivieren. Erdige Grün- und Brauntöne schaffen als Anspielung auf den lebendigen Außenraum einen visuellen Bezug nach draußen. Ebenso wie die anmutige Hülle gibt auch das Mobiliar wenig auf kurzlebige Modeerscheinungen. Ein Spiel aus zeitgenössisch interpretierten Materialien, wie die farngrüne Möbelwand mit Messing- und Marmorelementen, präsentiert sich mit einer souveränen Gelassenheit, die sich mit einem Anflug von Exklusivität verquickt.

planung & schaubilder: junger_beer architektur / wien

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