Inmitten der sanften Hügellandschaft des Weinviertels, unweit von Wien, entstand ein Einfamilienhaus, das auf faszinierende Weise regionale Bautraditionen mit zeitgemäßer Architektur verbindet. Gelegen an einer typischen Siedlungsstraße, ermöglicht die durchdachte Platzierung des Gebäudes eine optimale Nutzung des langgestreckten Grundstücks und schafft eine harmonische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.
Bereits zu Beginn des Projekts teilten die Bauherren eine Sammlung von Inspirationsbildern mit unserem Architektenteam. Ihre Auswahl, die sowohl Interior- als auch Exterior-Design-Ideen umfasste, half dabei, die individuelle Handschrift des Hauses zu formen. Von der gewünschten Materialwahl über die Lichtstimmung bis hin zur großzügigen Raumgestaltung prägte sie das architektonische Konzept und floss direkt in den finalen Entwurf ein.
Unser Entwurf orientiert sich an der traditionellen Baukörpertypologie der Umgebung: ein klassischer Kubus mit Satteldach, reduziert auf das Wesentliche. Die ruhige Fassadengestaltung, die symmetrische Anordnung der straßenseitigen Fenster sowie die schlichte Detailausführung verleihen dem Haus eine zeitlose Eleganz.
Doch diese klassische Formsprache erfährt eine spannende Neuinterpretation: Ein weit auskragendes Carport- und Zugangsdach verleiht dem Gebäude eine schwebende Leichtigkeit. Tatsächlich erinnert das Vordach mit seiner Form und Ausladung gemeinsam mit dem Obergeschoss an eine Baseballkappe – ein spielerisches, aber dennoch subtil integriertes Designelement. Es schützt nicht nur vor Witterungseinflüssen, sondern verleiht dem Haus eine unerwartet dynamische Note.
Der überdachte Eingangsbereich bildet einen großzügigen Übergang zwischen Außen und Innen – ein fließender Raum, der Bewohner und Gäste sanft ins Haus leitet. Beim Betreten verändert sich die Atmosphäre: Von der klaren, reduzierten Außenarchitektur gelangt man in eine lichtdurchflutete, warme Innenwelt.
Großflächige Fenster durchbrechen die Gebäudehülle und erzeugen ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten. Weiße Wände reflektieren das Tageslicht, während geölte Eichenholzelemente für natürliche Wärme und Behaglichkeit sorgen. Schon im Garderobenbereich setzt sich diese Atmosphäre fort: Eine üppige Blumenwandtapete lässt den Raum in eine Gartenlandschaft eintauchen, während verborgene Tapetentüren geschickt Zugang zu Gästezimmer, Hauswirtschaftsraum und WC bieten.
Das Herz des Hauses bildet der offene Wohn-, Ess- und Kochbereich, der sich großzügig durch Schiebeportale zum Garten hin öffnet. Ein freistehendes Regal aus Eiche dient hier als gestalterisches Bindeglied zwischen Erschließungs- und Wohnbereich. Durch seine offene Struktur fungiert es als Paravent: Es bewahrt die gewünschte Intimität des Wohnraums und schafft eine sanfte Verbindung zum restlichen Haus.
Gartenseitig setzt sich das Konzept der weiträumigen Überdachung fort. Eine weit auskragende Dachfläche definiert einen geschützten Terrassenbereich, der nicht nur einen angenehmen Rückzugsort im Freien bietet, sondern zugleich vor sommerlicher Überhitzung schützt. Im Obergeschoss sorgen eine klare Mittelerschließung sowie eine durchdachte Anordnung der privaten Räume für eine funktionale Trennung zwischen Eltern- und Kinderbereich.
Dieses Haus im südlichen Weinviertel zeigt, wie sich traditionelle Bauformen mit modernen Gestaltungselementen verbinden lassen. Die Einflüsse der Bauherren, sichtbar in der Materialwahl und Raumgestaltung, verschmelzen mit der architektonischen Expertise zu einem harmonischen Gesamtbild. Klare Linien, natürliche Materialien und ein durchdachtes Raumkonzept schaffen eine Architektur, die sowohl zeitlos als auch lebendig ist – ein Haus, das Ruhe ausstrahlt und zugleich mit spielerischer Leichtigkeit beeindruckt.
Planung: junger_beer architektur / wien
Fotos: Hertha Hurnaus, https://www.hurnaus.com