Velux Sunligthhouse / CO2-neutrales Passivhaus

Auslober: Velux Österreich Gmbh

Jury: Prof. Arch. DI Walter Unterrainer
Arch. MAA Lone Feifer
Univ. Prof. DI MArch. Michael Shamiyeh
Arch. DI Herwig Spiegel
Arch. DI Günther Pichler

Nutzfläche: 200 m2
Ort: 3021 Pressbaum
Planung: junger_beer architektur
Bauphysik: IBO
Tageslichtsimulation: Donau-Universität Krems
Visualisierung: OLN

Projektpläne: Plan1, Plan2, Plan3

Entwurfsgedanken

AUSBLICKE , LICHTBLICKE, ATMOSPHÄRE
Ein Haus, das in Orientierung und Situierung die natürlichen räumlichen Gegebenheiten seiner Umgebung in besonderem Maß berücksichtigt und sich damit einem zeitgemäßen, auf dem letzten Wissensstand befindlichen, effektvollen ‚lowtech‘ verschreibt.
Natürliches Sonnenlicht in seiner Ausprägung von Helligkeit, Wärme und Energie, das durch möglichst ideal geplante Öffnungen der Gebäudehülle und an weitgehendst optimal geneigten Dachflächen energetisch und lichttechnisch maximal genutzt werden kann, war ein Grundaxiom des Entwurfs.
Das Haus erhält in seiner Ausformung, die sich auf der Grundlage von ökologisch-ökonomischen Überlegungen heraus entwickelt hat sein markant-dynamisch-keckes Aussehen.
Die zwei verschwenkten oberen Teile erhalten ihre unterschiedliche Ausrichtung aufgrund des planerischen Bemühens, möglichst nahe an den idealen Ausblick, den besten Lichteinfall und die optimale Sonnenenergienutzung für die Innen- und Außenräume heranzukommen.
Der Baukörper folgt dem Gelände und lässt sich somit in naturschonender Weise und mit entsprechend rel. geringem ökonomischen Einsatz in das bestehende Gelände einpassen.
Passivhausstandard erreicht das Gebäude durch seine kompakte Mischbauweise – Stahlbeton, Massivlehm, Holzkonstruktion, die ortsoptimale Orientierung von Solarkollektoren und Photovoltaik und das nachhaltige Pelletsheizsystem mit Komfortlüftung.
Die Ausformung in 3 Geschossen mit Verbindungen innerhalb der öffentlichen und privaten Bereiche, als auch die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten in den offenen, teils geschützten Freibereichen bieten den Nutzern Atmosphärenvielfalt von privat introvertiert bis öffentlich extrovertiert. Ein Erleben der Innen- und Außenbereiche in abwechslungsreichen Varianten wird möglich.

ORIENTIERUNG und SITUIERUNG
Die Hauptblickrichtungen weisen in die landschaftlich besonders attraktiven Bereiche im Nordosten und Nordwesten. Diese Richtungen, die je von den 2 Häusern aufgenommen werden, haben den Vorteil, dass man die großzügigen Öffnungen auch in den warmen Jahreszeiten in vollem Umfang genießen kann, ohne dem Ausblick durch notwendige Beschattungsmaßnahmen seinen Reiz zu nehmen.
Auf den jeweiligen relativ flachen sonnenzugewandten Dachflächen – Richtung Südost und nebelfrei Richtung Südwest – befinden sich die Solarkollektoren und die Photovoltaik. Spitzen werden in diesen Richtungen abgefedert und die flache Neigung bietet zudem den Vorteil des maximalen Sommerertrags ohne Verschattung durch benachbarte Bäume.Teilsolare Beheizung und totale Warmwasserbereitstellung im Sommerhalbjahr sind also gewährleistet.
Effiziente Tageslichtnutzung durch die in diesen Richtungen geplanten Oberlichten und Dachflächenfenster wird besonders im winterlichen Hochnebelklima Pressbaums wirksam. Sie sorgen auch für die energieeffizienten solaren Gewinne in der Heizsaison.

BAUKÖRPER und BAUWEISE
Die 2-Teilung des an sich kompakten Körpers ist das Ergebnis eines durchdachten Innenraumkonzepts, das es erlaubt, funktionale Bereiche, je nach Bedarf der Nutzer, einzubeziehen bzw. auszublenden.
Zwei funktional autarke Holzhäuser auf massivem Versorgungssockel, die mit geringem Eingriff in das bestehende Gelände auskommen, somit wenig Erdbewegungen nötig machen und dadurch hervorragende ökonomisch-ökologische Werte aufweisen.

HEIZEN und LÜFTEN
Ein natürliches Kühlkonzept wird hier mittels Kamineffekt erzeugt: dabei wird die Gebäudehöhe derart genutzt, dass auch bei Windstille eine Vorkühlung während der Nachtstunden erreicht wird. So kann auch der Grenzwert an Stunden über 25°C gemäß Sommertauglichkeitsberechnung PHPP2007 deutlich unterschritten werden.
Die massiven Lehmwände und der Stahlbetonkern nehmen im Sommer überschüssige Tageswärme auf, die nachts über natürliche Belüftung nach außen geführt wird. Im Winter sind sie Wärmespeicher und -strahler.
Bei CO2-neutraler und nachhaltiger Wärmequelle einer Pelletsheizung erfolgt die Wärmeabgabe über die „kleine“ Wandheizung (kleine Flächen mit eher höheren Temperaturen) an den Massivwänden.Und für ausgezeichnete Raumluftqualität sorgt der Einbau einer Komfortlüftung, ausgerüstet mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Ventilatoren.

VIELSCHICHTIG und FLEXIBEL
Der zentrale Infrastrukturkern gliedert das Bauvolumen in die Bereiche „Private“ und „Public“,so funktioniert das Raumkonzept sowohl für einheitliche als auch für mehrteilige Lösungen.
Unterschiedlichste Nutzformen sind denkbar – vom klassischen Einfamilienhaus, Arbeiten und Wohnen, Mehrgenerationenhaus, bis hin zum Atelier – sind den zukünftigen Bewohnern keine Grenzen gesetzt.

„PERMANENT FLEXIBEL“
Die Überlagerung des Einfamilienhauskonzeptes mit dem Wohnbaukonzept führt zu einem vielschichtig nutzbaren Raumgefüge, welches den jeweiligen Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden kann (Transformation eines Einfamilienhauses in ein Wohngebäude mit 3 Wohneinheiten).

„MASSIVER TISCH“
– massiver Kern als Wärmespeicher und thermisches Ausgleichselement.
– Infrastrukturschiene mit modularen Ver- und Entsorgungsanschlüssen für differenzierte Nutzungen in der Geschossplatte integriert.

ÖKOLOGISCHES KONZEPT
– kompakte, gut gedämmte Hülle
– regionale, einfache Bauweise
– geringe topographische Eingriffe
– ortsbezogene Fensteröffnungen
– optimierte Tageslichtnutzung
– natürliches Heiz- und Kühlkonzept
– Energieversorgung thermisch über Pelletskessel

NACHHALTIGKEIT
Durch das variable Raumkonzept können die erzeugten räumlichen Ressourcen über viele Jahre optimal genutzt werden. Teilweiser Leerstand des Gebäudes kann somit vermieden werden.